Mai 2024

Tabea Schmid (1)

Der oder die Kreisläuferin ist dort, wo es zu den meisten Körperkontakten kommt!

Allein diese Tatsache führt dazu, dass immer wieder Diskussionen entstehen um die Frage: «War die Aktion korrekt oder nicht? Oder war es gar ein Stürmerfoul?»

Emotionen auf dem Spielfeld erregen auch die Gemüter der Zuschauer*innen. Darum wirft das aktuelle Regelforum einen Blick auf allgemeine Fragen.

Allgemeines

Im Hinblick auf die Frauen WM 2023 hatte die IHF für die teilnehmenden Verbände, die Schiedsrichter*innen und die Delegierten eine Präsentation mit Guidelines zur Regelinterpretation verfasst. Folgende Präzisierungen hat die IHF ins Zentrum gestellt:

  • Bei Aktionen mit mehreren Spielerinnen auf engem Raum werden die Kontakte zwangsläufig körperbetonter. Es gilt deshalb zu vermeiden, dass «everyone is holding everyone». Demzufolge müssen die SchiedsrichterInnen von Beginn an mit einer klaren Linie aufzeigen, wo die Grenze zwischen erlaubt und verboten liegt.

  • Zwei wichtige Anhaltspunkte beim Entscheid für oder gegen eine Spielerin sind dabei: Wer begeht den ersten Verstoss? Und: Wer profitiert am meisten von den Regelverstössen?

  • Bei ihren Entscheidungen unterscheiden die SchiedsrichterInnen zwischen
    • normalen Freiwürfen 
    • Freiwürfen, bei denen zusätzlich Persönlichkeit und Körpersprache präventiv und als Information genutzt werden
    • Freiwürfen in Verbindung mit Strafen
    • Offensivfouls / illegalen Sperren

  • In der Vergangenheit hatten Entscheidungen gegen Abwehrspielerinnen oft Vorrang. Wichtig ist nun, sich vermehrt auch auf das Verhalten der Angreiferinnen zu konzentrieren.

Situation 1

  • Abwehrspielerin hält KL fest
  • Abwehrspielerin verliert Eins-gegen-Eins und lässt rechtzeitig los

Auswirkungen

  • KL behält Ball- und Körperkontrolle, erzielt ein Tor

IHF-Richtlinie

  • Tor
  • Keine Strafe, allenfalls Hinweis der SR an die Abwehrspielerin

Situation 2

  • Abwehrspielerin hält KL von hinten fest
  • Sie verliert das Eins-gegen-Eins, hält die Angreiferin aber weiterhin von hinten fest

Auswirkungen

  • KL erzielt trotzdem ein Tor

IHF-Richtlinie

  • Tor
  • Direkte 2-Minuten-Strafe

Situation 3

  • Abwehrspielerinnen nutzen den Torraum, um in eine bessere Position zu gelangen

Auswirkungen

  • Negativer Einfluss auf die Aktionen der Angreiferinnen
  • Gefahr unerwünschter physische Reaktionen

IHF-Richtlinie

  • Vorteil laufen lassen, dann frühzeitige Intervention der SR mit klarer Information
  • Im Wiederholungsfall: Progressive Bestrafung

Situation 4

  • Block der KL mit ausgestrecktem Arm und breiter Beinstellung

Auswirkungen

  • KL drängt Abwehrspielerin weg und verschafft sich einen Vorteil

IHF-Richtlinie

  • Illegaler Block
  • Freiwurf für die Abwehrspielerin

Situation 5

  • KL wird scheinbar zu Boden gezogen
  • Zuvor zieht aber die KL die Abwehrspielerin am Trikot

Auswirkungen

  • KL wird am Wurf gehindert, fällt zu Boden – die SR übersehen aber die Aktion der KL
  • SR entscheiden fälschlicherweise auf 7m und 2Min gegen Abwehrspielerin

IHF-Richtlinie

  • Erste Aktion erkennen und ahnden (illegaler Block)
  • Freiwurf für die Abwehrspielerin

Situation 6

  • Langer Zweikampf zwischen KL und der Abwehrspielerin
  • Regelwidrige Aktionen beider Spielerinnen
  • KL schlägt der Abwehrspielerin ins Gesicht

Auswirkungen

  • Schiedsrichterinnen greifen zu spät ein
  • Situation eskaliert

IHF-Richtlinie

  • Unkorrekte Aktionen der beiden Spielerinnen früher unterbinden
  • Entscheid nach spätem Pfiff: Freiwurf für die Abwehrspielerin, Disqualifikation (ROT/BLAU) gegen KL

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